Corona und der monatelange Lockdown machen etwas mit uns. Niemand von uns hat vorher eine Pandemie miterlebt, wir alle reagieren unterschiedlich. Im Guten wie im Schlechten, im Großen wie im Kleinen. Im ersten Lockdown, Frühling 2020, hat mir das Radfahren Ruhe gebracht. Am 18.03.2020 war der schon fast prophetische Titel der Fahrt „Ride for Headspace“. Als hätte ich es geahnt… Doch was passierte im zweiten, deutlich längeren Lockdown?

Ende der Grundlagen-Challenge - oh wie schön ist Brandenburg
Ende der Grundlagen-Challenge – oh wie schön ist Brandenburg

Die Tage wurden dunkler und kälter, die Bedingungen für lange Fahrten immer ungünstiger. Sozialleben: off. Gruppentraining: off. Abrgillen, Vorweihnachtstimmung, Winterurlaub: off. Also bin ich noch mehr gelaufen. So viel wie noch nie.

Die meiste Zeit alleine, ganz selten mal im Tandem.

Am 26.12. eine Jahresabschlussbelohnung: ein Solo-Ultra am Rheinsteig mit Abstechern zum Limesweg. Auf und ab, Geschichte, Römertürme – stumme Dörfer, geschlossene Restaurants, ein paar Weihnachtsspazierer. Und ein Gedanke: Bis Ende Februar nur noch lange Läufe. Lang = über 20km. Gerne schnell, gerne langsam, gerne im Gelände, zur Not halt in der Stadt. Die nächste Wettkampfsaison kommt bestimmt. Dann sind die Grundlagen höchst willkommen. Geplant ist einiges: Zugspitz Supertrail XL, Transvulcania, U. Trail Lamer Winkel – und noch ein paar mehr.

Es ist spannend, wie sich die Challenge entwickelt. 20 Kilometer werden normal. Eine 25er-Runde wird zum Freitagsstandard. Die Solo-Marathons – durch Matsch, Kälte und teilweise knöcheltiefen Schnee – werden zum ersehnten Wochenendprogramm, denn Sozialleben ist ja weiterhin nonexistent. Irgendwann im Februar merke ich, dass es mir fehlt, mal kurz die Beine beim Shake-Out-Run zu lockern. Nach einem Marathon ein kleiner 10er wäre cool. Die Lust, gleich wieder einen Halbmarathon anzusetzen…. naja.

But it ain‘t over til the fat lady sings! Also zum Ende nochmal ausholen. Der Auftakt war ein Ultra, das Ende soll auch einer werden. 56Km durchs flache Land von Breddin nach Neuruppin. Die Strecke ist, wie es die Namen versprechen: flach, leer, total leer. Nach 15 Kilometern sind mehr Rehe als Autos oder gar Menschen an mir vorbeigekommen. Endlose Brachflächen, hunderte Reiher, überall Kanäle.

Ich stehe nicht auf Streak Running, bin kein Eisbader – das war also meine Corona Coping Challenge. Es hat Spaß gemacht, es hat die Grundlagenausdauer krass getuned, es hat mir viele neue Strecken im Umland gebracht. Und es wurden 2 Ultras, 5 Marathons, 18 Halbmarathons sowie 738,23 km in 2 Monaten

Jetzt würde ich dann gerne wieder mehr mit anderen laufen. Gerne auch wieder unter 20km.